100 Jahre Joseph Beuys

Ein Projekt von Claudio Vilardo

Arbeitstitel

„Auf den Spuren von Joseph Beuys und seinem Erweiterten Kunstbegriff“

Eine künstlerisch theatrale Reise auf den Spuren eines Ausnahmekünstlers des 20. Jahrhunderts

Die hier präsentierten fünf Filme bilden nur einen kleinen Teil dessen ab, was ich künstlerisch und inhaltlich zum Phänomen Joseph Beuys entwickelt habe.
TEIL I „Jeder Mensch ist ein Künstler!“

Joseph Beuys erklärt 1970 in einer Podiumsdiskussion seinen erweiterten Kunstbegriff. Seine vorgetragenen Gedanken von seinen Lippen aus dem Zeitdokument Wort für Wort entnommen und in neuer Form von mir interpretiert.

TEIL II „Was hat Pico della Mirandola mit Joseph Beuys zu tun?“

Die nie gehaltene Rede von Pico della Mirandola über „Die Würde des Menschen“ zeigt ein Menschenbild, das bis heute kontrovers diskutiert werden kann, ganz wie die These von Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler!“.

TEIL III „Ist Joseph Beuys` Kunst nur provokativ oder hat sie wirklich politische Kraft?“

Aus zwei Zeitdokumenten, 1970 Podiumsdiskussion und 1985 Frühstücksgespräch, ausgewählte Texte neu zusammengefügt und als Sprecher aus dem Gegenraum im folgenden Kontext von mir interpretiert und eingesprochen. Welche Wirkung haben die Thesen von Joseph Beuys auf die heutige Gesellschaft? Ist es heute noch möglich mit diesen Thesen Menschen in unserer Gesellschaft zu provozieren?

TEIL IV „zeige deine wunde!“

Die erste Verwundung ist die Geburt. Liegt im Leben die Möglichkeit der Heilung? In den Worten von Beuys liegt eine Forderung, die Forderung zu zeigen. Wie muss der Satz gesprochen und gedacht werden, in welchem Kontext ist er zu sehen, wenn wir das Kunstwerk das Beuys hierfür in den Raum gestellt hat, betrachten? Mein Film ist ein Prolog zu etwas viel Größerem, das Beuys eröffnet hat…

Mit freundlicher Unterstützung von Barbara Staubach und ihrem wunderbaren Film „Funkenflug“
TEIL V „interview EIN gedicht.“

Die Sprache von Joseph Beuys ist Dichtung! Sie hat Rhythmus, Diktion, Leichtigkeit und Inhalt. Ich kann Joseph Beuys nicht imitieren, ich kann Joseph Beuys nicht rezitieren, ich kann Joseph Beuys nicht zitieren, ich kann nur interpretieren, was er gesagt hat.

PRODUKTION DER FILME

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle: @Ruth Klapperich, @Markus Rölz, @Barbara Staubach , @Janine Zabel für die professionelle Unterstützung bei der Produktion der Filme und auch an @Jens Böke.

Der Mensch ein höheres Wesen?

Noch immer gehe ich von einer Livepräsentation aus, um aus einem Gedankenraum heraus, die Texte von Beuys in einer eigenen Interpretation wirken zu lassen.

Zukunft

Ich hoffe, dass im nächsten Jahr, ohne COVID-bedingte Maßnahmen, wieder künstlerische Programme, wie meines, der Öffentlichkeit zu präsentieren möglich sein wird, um neue Gedanken- Sinnes- und spirituelle Räume bei den Menschen zu öffnen. Aber auch um zu provozieren, um ganz im Sinne von Joseph Beuys mit Menschen ins Gespräch zu kommen und so der Kunst den Platz in der Gesellschaft zu sichern.

2021 ©CLAUDIO VILARDO

PROJEKT Kooperation

Mit Hilfe des Arbeitsstipendiums der Hessischen Kulturstiftung „Hessen neu kulturell eröffnen 2020“ konnte ich ein Konzept für ein Live Act Programm entwickeln. Dem Landesmuseum Darmstadt habe ich meine Idee unterbreitet und meine Live Performance als Programmteil zur Feier des Jubiläums von Joseph Beuys angeboten. Nach der Veröffentlichung meiner Werkschau zum 35. Todestag von Joseph Beuys am 23. Januar 2021 hat das Landesmuseum Interesse an dieser Idee gezeigt. Bedingt durch die notwendigen COVID Maßnahmen, die im Jubiläumszeitraum 2021 Aufführungen vor Publikum untersagten, haben wir, das HLMD und ich, uns geeinigt von einer Livedarbietung erst einmal abzusehen und ich bot an, Teile aus dem Programm in digitaler Form herzustellen, um diese für eine Veröffentlichung im Internet zum Jubiläum einzusetzen. Durch die Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung mit dem Brückenstipendium 2021 war es möglich die Filme zu produzieren. Zwei der Filme, Teil I „Jeder Mensch ist ein Künstler“ und Teil III „Ist Joseph Beuys` Kunst nur provokativ oder hat sie wirklich politische Kraft?“ wurden im Rahmen des internationalen Museumstages 2021 vom Landesmuseum Darmstadt auf deren Webseite veröffentlicht. Teil II „Was hat Mirandola mit Beuys zu tun?“ veröffentlichte ich zeitgleich auf meiner Webseite.

Das Brückenstipendium 2021 durch die Hessische Kulturstiftung hat es mir zusätzlich ermöglicht meine Recherchearbeit so weit zu bringen, dass ich ein Live Act Programm mit dem Arbeitstitel „Auf den Spuren von Joseph Beuys und seines Erweiterten Kunstbegriffs“ von ca. 90 Minuten entwickeln konnte. Zwei weitere Filme sind daraufhin entstanden, Teil IV „zeige deine wunde“ und Teil V „interview EIN gedicht“.

Das Landesmuseum Darmstadt

VIELEN DANK!

ZUM HINTERGRUND

Als darstellender Künstler beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren mit dem Aktions- und bildenden Künstler Joseph Beuys. Faszinierend für mich ist sein anthroposophischer Ansatz, der jeden Menschen als Künstler definiert und ihm die Fähigkeit zuspricht, sein eigenes Leben in und mit der Gesellschaft frei zu gestalten. Mit seiner Aktionskunst, die sehr theatrale Züge aufweist und nicht durch eine Inszenierung im Sinne von Regietheater, sondern mit der direkten Konfrontation seiner Ideen auf das Publikum wirkte, hat er auch die politische und religiöse Kraft, die durch die Kunst spricht, ins Licht gestellt und damit einen Raum für ein neues Denken geöffnet. Durch akribische Durchsicht der vielen Zeitdokumente, wie Bücher und Filmmaterial, konnte ich ein Konzept für ein Programm entwickeln, um Joseph Beuys, diesen außergewöhnlichen Künstler des 20. Jahrhunderts, mit einer Live Präsentation in seinem Jubiläumsjahr 2021 zu würdigen.

Joseph Beuys am 12. MAI 1921 geboren und am 23. Januar 1986 gestorben. So feiern wir im Jahre 2021 nicht nur seinen 100. Geburtstag, sondern gedenken auch seines 35. Todestages.

Was bedeutet sein Denken und Wirken in der heutigen Zeit? Konnte er mit seiner These von der sozialen Plastik bis heute in der Gesellschaft etwas verändern?

Joseph Beuys, seinerzeit als Schamane tituliert, was er begrüßt hat, kämpfte in seiner Tätigkeit als Professor für die Freiheit der Künste und Künstler, gegen die Begrenzungen durch die regierende Politik und letztlich für die Freiheit des Menschen. Beuys besetzte 1972 zusammen mit den abgewiesenen Bewerbern für das Kunststudium das Sekretariat der Kunstakademie in Düsseldorf. Der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, sprach ihm schriftlich die fristlose Kündigung seiner Professur in der Kunstakademie in Düsseldorf aus. Beuys klagte dagegen. Sechs Jahre später wurde die Kündigung für rechtswidrig erklärt. Beuys war immer Verfechter einer direkten Demokratie. Menschen einer Gesellschaft sollten politische Entscheidungen mitgestalten und mitentscheiden und als Gemeinschaft verantworten und tragen.

Meine Performance sucht zu provozieren, ein Tor zu öffnen, einen Anstoß zu geben, sich aus der Sicht der heutigen digitalen Zeit mit den theoretischen Fragen von Joseph Beuys zu beschäftigen.

Sehen, hören, fühlen, riechen, lesen, wissen, schreiben, werken, informieren, diskutieren, kritisieren, handeln, lebendige Auseinandersetzung mit den Dingen des gesellschaftlichen Lebens und dies in eine Form bringen, da entsteht eine Plastik. Eine soziale Plastik. Bestes Beispiel hierfür sind die 7000 Eichen in Kassel. Es wurde damals lebendig diskutiert, kritisiert, informiert und gehandelt. Heute hat Kassel mit seinem zusätzlichen Baumbestand von 7000 Eichen einen Abbau von CO2 vorzuweisen, der seines gleichen sucht.

Kunst, Performance, Aktion und Sprache verbinden sich und etwas Neues wird in die Stoffesverhältnisse eingebracht werden.